• Home
  • Blog
  • Frankreich begeht einen Tabubruch in der Klimadebatte

Frankreich begeht einen Tabubruch in der Klimadebatte

Frankreich stellt sich der politischen Realität und begibt sich scheinbar in eine neue Debatte. Für den Umweltminister Christophe Béchu scheint es klar zu sein, dass die weltweiten Vereinbarungen und Bemühungen zur aktiven und beherzten Bekämpfung des menschgemachten Klimawandels zu scheitern drohen. Viele beschlossene Massnahmen und Vereinbarungen sind aus heutiger Sicht nur schwer erreichbar, wenn man sich den politischen Realitäten stellt.

Das 1,5°C Ziel von Paris, aber auch die Begrenzung auf eine 2°C Erwärmung, scheint angesichts der globalen politischen Differenzen bei den tatsächlichen nationalen Plänen in weite Ferne gerückt zu sein und so ist es wahrscheinlich, dass Frankreich noch in diesem Jahrhundert mit einer Erwärmung von zumindest 4°C leben muss.

Eine derartige Erwärmung der Atmosphäre in so kurzer Zeit hätte es erdgeschichtlich noch nicht gegeben und bliebe laut wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht ohne weitreichende Folgen auf unsere Zivilisation. Da wir gobal gesehen augenscheinlich nicht gewillt sind, diesem Trend aktiv und mit vielen Chancen für die Wirtschaft entgegen zu wirken, hat nun Frankreich einen ersten Schritt gesetzt um sich mit der Bewältigung dieser prognostizierten Folgen zu beschäftigen.

Die französische Regierung rechnet also mit folgenden Szenarien, für die sie Vorsorge treffen möchte:

    • Erhöhung der Tage mit „tropischen Nächten“ auf bis zu 90 pro Jahr (dabei sinken auch bei Nacht die Temperaturen nicht unter 20°C)

    • Anstieg der hitzebedingten Gesundheitsschäden bei der Bevölkerung (Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc.)

    • drastische Erhöhung der Waldbrandgefahr und der damit einhergehenden Folgeschäden wie Erosion, sinkende Wasserspeicherkapazität, Verlust von CO² Speicher, Verlust von Holzreserven etc.

    • Absinken der Wasserspeicher und der einhergehenden Folgen für Trinkwasserspeicher und landwirtschaftliche Nutzungen sowie Erosion von Böden

    • Verstärktes Risiko von Starkregenereignissen mit drastischen Folgen in flussnahen Siedlungsgebieten

    • Ausbleiben von Schnee, der als Wasserspeicher dient, aber auch in den Alpenregionen vor Erosion von Gebirgen schützt. Dies würde das Aus für den Wintertourismus bedeuten.

    • durch beschleunigte Erosion an den Atlantikküsten und Ärmelkanal rechnet die französische Regierung mit Verlust von 50.000 Wohnungen und Häuser, anstatt den bereits kalkulierten Verlust von lediglich 15.000 Einheiten bei bis zu 2°C Erwärmung

Das ist eine kleine Auswahl an angenommener Folgen für das Ökosystem, die Infrastruktur Frankreichs und die Franzosen selbst. Um sich adäquat auf diese drastischen Umstellungen vorzubereiten, rechnet die französische Regierung mit jährlichen Mehrkosten von 45 Milliarden Euro, wobei das sicher bei Weitem nicht das Ende der Fahnenstange ist. Folgen für Landwirtschaft und Infrastruktur sind da noch nicht einberechnet, denn diese müssen massiv unterstützt werden, um die Folgen der Klimaerwärmung finanziell zu managen.

Bei diesen Szenarien, bei all den Kostenschätzungen und den angenommenen und wissenschaftlich gestützten, apokalyptischen Umwälzungen für Mensch und Natur drängt sich eine zwingende Frage auf!

Warum verhindern wir nicht entschlossen ein erkanntes und sich dramatisch herannahendes Szenario, wenn es uns eigentlich weniger Kosten verursachen würde den CO² Ausstoß (mitsamt aller bekannter Klimagase) beherzt einzustellen? Angst ist ein schlechter Ratgeber, denn die Umstellung auf eine Klimagase freie Energienutzung liefert ausreichend Chancen für die Wirtschaft. Darüber hinaus schädigen wir nicht das Ökosystem Erde sondern zerstören damit eben auch unsere Lebensgrundlage. Erdgeschichtlich haben wir das Zeug dazu, um uns als Ausrutscher der Entwicklungslogik zu präsentieren.

Aber die bedrückende Erkenntnis ist es, dass Frankreich zumindest aktiv auch den Worst-Case nach dem politischen Scheitern der globalen Vereinbarungen im Auge behält. Die logische Konsequenz daraus ist es auch in politischer Verantwortung für diese Szenarien überlegte Vorsorge zu treffen.

Über den Autor

Ing. Gerald Simon BA ist selbständiger Vermögensberater und Versicherungsmakler


{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}
>