Nachhaltigkeit im Donut-Modell – Die dringende Notwendigkeit der Umverteilung
In einer Welt, in der Umweltbelastungen und soziale Herausforderungen ständig zunehmen, stellt sich die Frage: Ist es möglich, ein Land zu finden, das die grundlegenden Bedürfnisse seiner Bürger erfüllt, ohne dabei die planetaren Grenzen zu überschreiten? Eine neue Studie wirft einen ernüchternden Blick auf die Realität und fordert ein grundlegendes Umdenken in der Art und Weise, wie wir Wohlstand und Nachhaltigkeit betrachten.
Die Studie, geleitet von Umweltökonom Dan O’Neill von der Universität Leeds und basierend auf dem „Donut“-Modell der Ökonomin Kate Raworth, untersuchte Daten aus über 150 Ländern weltweit. Das Donut-Modell, benannt nach dem runden Gebäck mit einem charakteristischen Loch in der Mitte, visualisiert zwei Kreise. Der äußere Kreis stellt die ökologischen Belastungsgrenzen unseres Planeten dar, während der innere Kreis grundlegende soziale Ziele veranschaulicht.
Wenn die ökologischen Belastungsgrenzen überschritten werden, verliert der Donut seine Form – dies geschieht, wenn beispielsweise zu viele Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen oder die Frischwasserreserven zur Neige gehen. Auf der sozialen Ebene orientieren sich die Ziele des Donuts an den UN-Nachhaltigkeitszielen, wie ausreichende Ernährung, Bildung und Zugang zu sanitären Einrichtungen.
Das Ergebnis der Studie ist ernüchternd: Kein einziges Land erfüllt alle grundlegenden Bedürfnisse seiner Bürger, ohne dabei planetare Grenzen zu überschreiten. Im Gegenteil, Länder, die soziale Ziele erreichen, belasten den Planeten oft über seine Grenzen hinaus, während Länder, die ökologische Grenzen einhalten, es nicht schaffen, die grundlegenden Bedürfnisse ihrer Bevölkerung zu erfüllen.
Ein Beispiel ist Österreich, das seine sozialen Ziele zwar erreicht, aber gleichzeitig sechs der sieben planetaren Grenzen sprengt. Der Treibhausgasausstoß in Österreich übersteigt die akzeptablen Werte erheblich. Bangladesch hingegen belastet die planetaren Grenzen kaum, schafft es jedoch nicht, die grundlegenden sozialen Bedürfnisse seiner Bevölkerung zu erfüllen.
Die Daten verdeutlichen einen globalen Trend: Je mehr soziale Ziele erreicht werden, desto mehr neigen Länder dazu, ökologische Grenzen zu überschreiten. Dies wirft die Frage auf, wie wir unsere Gesellschaften so gestalten können, dass sie die grundlegenden Bedürfnisse aller Menschen erfüllen, ohne dabei den Planeten zu gefährden.
Die Schlussfolgerung aus dieser Studie ist klar: Umverteilung ist notwendig. In reichen Ländern, in denen soziale Kennzahlen bereits auf hohem Niveau liegen, kann eine Reduzierung des Ressourcenverbrauchs zugunsten ärmerer Länder erreicht werden, ohne die Lebensqualität zu beeinträchtigen. Wir müssen uns eine Wirtschaft und Gesellschaft vorstellen, in der Ressourcen dazu verwendet werden, das Wohl aller zu fördern und nicht nur einiger weniger.
Allerdings reicht Umverteilung allein nicht aus. Der globale Ressourcenverbrauch ist insgesamt viel zu hoch und belastet die Umwelt erheblich. Um die planetaren Grenzen einzuhalten, muss nicht nur der Norden sein Wachstum reduzieren, sondern die gesamte Weltgemeinschaft muss einen nachhaltigen Weg finden, um die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, ohne die Grenzen des Planeten zu sprengen.
Die Studie ( https://goodlife.leeds.ac.uk/national-trends/country-trends/#AUT ) dient als dringende Warnung an politische Entscheidungsträger, die globale Umweltbelastung in den Griff zu bekommen. Wenn wir unser derzeitiges Wirtschaftsmodell beibehalten und gleichzeitig die UN-Nachhaltigkeitsziele erreichen wollen, riskieren wir, die planetaren Grenzen endgültig zu sprengen.
Es liegt an uns, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Menschen und den ökologischen Grenzen unseres Planeten zu finden. Die Zeit für ein grundlegendes Umdenken ist gekommen, und die Umverteilung von Ressourcen ist ein entscheidender Schritt auf diesem Weg. Nur wenn wir gemeinsam handeln, können wir eine nachhaltige und gerechte Zukunft für alle schaffen.